Die Vertreter des Veranstalters SOVIE e.V. zitterten doch etwas, als sich um 1/4 vor 19 Uhr nur wenige Besucher zum Konzert der „Ersten Allgemeinen Forensikband“ (EAF) im Fuggersaal des Wasserschlosses eingefunden hatten. Würden vielleicht sogar die Patienten des Klinikums ausbleiben? Die Werbetrommel war doch mit Kulturbrief, Pressemitteilungen, Poster, Kompass, Hauspost und im Netz ausführlich gerührt worden!
Die Anspannung löste sich, als nur wenige Minuten vor dem angesetzten Konzertbeginn die Besucher aus allen Richtungen herbeiströmten und den Saal dann doch noch füllten. Eine kurze Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden Bodo Gsedl und die Band legt um 19.15 Uhr los. Es liegt im Charakter der EAF, dass sie aufgrund der gesundheitlichen Tagesform einzelner Mitglieder nicht immer in voller Besetzung antreten kann. Dieses Mal also der Ausfall von Schlagzeug und Mundharmonika. Und auch die singende Psychologin war aus gesundheitlichen Gründen nicht mitgekommen. Aber die anwesenden, musikgewaltigen Gitarristen rockten den Fuggersaal auch als Quartett! An der E-Gitarre Bandleader Peter Satzger; die beiden akustischen Gitarren spielten Christian und Bob; am Bass hielt in stoischer Ruhe Roland die Stellung. Man merkte schnell, dass sie nicht nur ihre Instrumente beherrschten, sondern auch gut singen können. Und dass keiner von ihnen ein Neuling in dieser Formation ist, so gut spielten sie zusammen.
Auf der Playlist die Kultsongs der amerikanischen Musik aus Rock, Boogie, Blues und Country – zum Mitsingen, Mitklatschen und Mittanzen. Der „lange“ Christian übernahm hier hauptsächlich die Rockstimme (z. B. bei Pete Segers „Old time Rock ‘n’ Roll“ oder bei der durch Wilson Pickett bekannt gewordenen Liebeserklärung an sein Auto: „Mustang Sally“). Der gebürtige Amerikaner Bob hat sich mehr auf die Country Songs spezialisiert und begeisterte z.B. mit „City of New Orleans“ oder Dr. Hook’s „Cover of the Rolling Stone“ das alsbald tanzende Publikum. Auch Peter Satzger bekam seinen Sängereinsatz und heizte den guten alten Doobie-Brothers Hit „Long Train Running“ durch den Fuggersaal. Wer das Original kennt, erinnert sich sowohl an die charakteristische Gesangsstimme als auch an das unvergleichliche Gitarren-Intro; beides setzte Peter gekonnt und lebendig um. Auch wenn sich nicht nur bei diesem Klassiker der 70er zeigte, warum man in der Komplettformation eigens die Mundharmonika besetzt hat. Jedoch muss man den vier Musikern bescheinigen, dass sie weder unvollständig oder gar unterbesetzt klangen, und dass sie ihr Repertoire buchstäblich „im Griff“ hatten.
Die Stimmung entwickelte sich immer weiter in Richtung Mitmachen, vor allem, nachdem sich die Mitglieder der Taufkirchener Forensikband mit schnell herbeigeschafften Rhythmusinstrumente auch musikalisch beteiligten. Die Energie des Publikums konnte sich nach der Auflösung von ein paar Stuhlreihen ganz auf der nun vergrößerten Tanzfläche entladen.
Den Veranstalter SOVIE e.V. freut es besonders, dass von Anfang an eine Trennung zwischen Patienten und gesunder Bevölkerung nicht stattfand und sich die Begeisterung über die tolle Musik und die gelöste Stimmung sowohl im Tanzen als auch in den Gesichtern widerspiegelte. Und dass auch in diesem Konzert das Bemühen des Vereins um ein besseres Miteinander und eine größere Akzeptanz von psychisch kranken Menschen ganz einfach und natürlich herzustellen, wie auch zu erleben ist. Eine rundum gelungene Veranstaltung, bei der nach dem Ende des Konzertes nur noch ein guter DJ gewünscht gewesen wäre, um die Tanzfläche bis mindestens um Mitternacht weiter zu nutzen. Den gab allerdings das fast nur durch Spenden finanzierte Kulturprogramm von SOVIE (noch) nicht her. Man arbeitet daran.