- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
8. Februar 2020 · 19:00 - 21:00
Josef Hien
Liedermacher mit Haltung und Hoffnung
Konzertbericht Konzertfotos PR Musiker PR MediaKonzertbericht
Ernster Mann mit Humor
So ganz glaubt man es ihm ja nicht, wenn er ausgiebig davon erzählt, wie nervös er eigentlich bei Auftritten sei, dass er deswegen am liebsten gleich loslegt auf der Bühne, um nicht wegzulaufen. Doch dann beruhigt er das Publikum mit den ersten Akkorden und einer glaubwürdigen musikalischen Aussage: Ich bleibe hier, singt er. Und alles andere würde man dem Liedermacher Josef Hien auch übel nehmen, jedes seiner Lieder macht schließlich und vor allem auch wegen der Texte Lust und neugierig auf das nächste. Denn der gebürtige Oberpfälzer und Wahlmünchener erzählt aus seinem Leben, singt auch von seine Nöten und Sorgen – und zeigt Gefühl. Er ist damit in der besten Gesellschaft seines erklärten Vorbilds Reinhard Mey, klingt aber nie so, als würde er versuchen, diesem einfach nachzueifern. Weshalb es unvermeidlich ist, ihn authentisch zu nennen. Es ist die gute Gelegenheit, dieses Wort endlich mal wieder zu Recht zu verwenden.
Der Respekt und die Liebe
Respekt vor den Leistungen anderer Menschen war es, der ihn dazu trieb, zu der Gitarre zu greifen und einen Text zu schreiben. Josef Hien war wütend, weil eine Kollegin von Vorgesetzten übergangen worden war, so erzählt er. Dass er dieses erste Lied über die schwarzen Krähen, die sich gegenseitig nicht die Augen aushacken, dann beim Betriebsfest vortrug, war der Beginn seiner Karriere als Liedermacher und das Ende seiner Anstellung. Und letzteres kann man nur begrüßen. Zum Beispiel wenn Josef Hien über die Liebe zu einer Frau oder über das Glücksgefühl und die weichen Knie singt, als das Baby in seinem Arm liegt. Dass er diesen kleinen Jan dann auch noch durch das ganze Leben begleitet, führt bei den Zuhörern zu der schönen Erkenntnis, dass man auch mit weichen Knien lachen kann. Wenn nämlich der erwachsene Jan „ein schickes Altersheim“ für die Eltern gefunden hat.
Die Ironie und das Leben
Josef Hien liebt Gedichte von Ringelnatz, hat einige von ihnen vertont und trägt sie an diesem Abend mit Maximilian Hacker am Flügel vor. Der hörbar Jazz-Piano bei Tizian Jost und Christian Elsässer studierte, jetzt in verschiedensten Konstellationen am Klavier zu hören und als Musikpädagoge tätig ist. Und sich wie Josef Hien über die ironischen Einfälle freuen kann, die das Leben manchmal hat. Aber der Liedermacher zeigt, dann wieder mit Gitarre, auch Sinn für Parabeln. Bei ihm darf ein Adler zum Huhn werden und trotzdem wieder den Weg zurück finden, zu einem Leben als Adler. Und freimütig bekennt er, dass er auf keinen Fall ein „Elite-Partner“ ist, hat dabei natürlich die digitalen Beziehungsanbahnungs-Portale im Visier.
Haltung ohne aber
Weshalb es mit seinen Texten über Mutter Erde beispielsweise oder ein Weihnachten im Baumarkt und dem im Ohr, was er von sich und zu den Liedern erzählt, keinen anderen Schluss gibt, als dass dieser Liedermacher Josef Hien auch ein politischer Mensch ist. Was ihm wohl nicht zuletzt auch die Aufmerksamkeit eines Konstantin Wecker eingebracht hat, der ihn mit seiner ersten CD „Mit Dir“ bei seinem Label „Sturm & Klang“ und aufwändig arrangiert aufgenommen hat. Eventuelle allerletzte Zweifel an seiner „Denke“ und Haltung räumt Josef Hien auf jeden Fall mit seiner Homepage aus. Weshalb an dieser Stelle einmal ganz explizit auf das Internet verwiesen werden soll. Vor allem auch, weil man da in seine Lieder rein hören kann. Und feststellen darf: Der Mann singt, was er denkt. Und umgekehrt. PET
Er war schon auf einem guten Weg, um als Sänger die Welt der Oper zu erobern. Doch dann erschien Josef Hien das Risiko zu groß, sich als Opernsänger durchs Leben zu schlagen. Aus heutiger Sicht ein Glücksfall. Denn nach diversen beruflichen Stationen hatte der Oberpfälzer die Idee, Kritik an seinem Arbeitgeber mit einem Song auszudrücken. Was dem gar nicht gefiel. Aber der Startschuss für eine späte Karriere als Liedermacher war. Denn als dann die vielen Flüchtenden nach Deutschland und die Hetze aus der rechten Ecke kamen, schrieb er „Sei bei mir“, stellte den Song ins Internet. Inzwischen hat er bei Konstantin Weckers Liedermacher-Label „Sturm & Klang“ eine CD veröffentlicht, lebt er für und von der Musik. In der Tradition eines Reinhard Mey oder Hannes Wader. Also mit handgemachter Musik und Texten, die mal heiter-ironisch, mal melancholisch auf die Welt schauen. Und den Nerv der Zeit so genau treffen, dass ein Konstantin Wecker zu seinem Mentor wurde.
Weil immer mehr Menschen so genau hinschauen wie Josef Hien, ist dringend angeraten Sitzplätze zu reservieren!!!