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21. Dezember 2019 · 18:30 - 20:30
KLANGKOLLEKTIV ERDING
Festliches Weihnachtskonzert: Vivo Y Ritmico
Konzertbericht Konzertfotos PR MusikerKonzertbericht
Eine andere stille Nacht
Den Auftakt übernimmt die Gitarre. Sie beginnt mit sanften Rhythmen, und erst als sich diese etwas steigern, erscheint auch der Cellist auf der Bühne, dann wenig später die Querflöte, die gleich einmal kurzerhand das Zepter übernimmt. Aber nur bis auch der Klarinettist seinen Platz eingenommen hat, das Quartett also komplett ist, nun alle vier Instrumente bestens abgestimmt ihren vorgesehenen Part übernehmen. Was sicher nicht ganz einfach ist, weil die alte Weihnachtsweise von der „Stillen Nacht“ in einer leicht ver-jazzten Bearbeitung, aber deswegen um keinen Deut weniger festlich den Saal erfüllt. „Klangkollektiv Erding“ nennt sich eher pragmatisch bescheiden dieses Quartett, das angekündigte „Festliche Weihnachtskonzert“ ist mit „Vivo Y Ritmico“ überschrieben, was schon den ersten Hinweis darauf gibt, dass auch dieses Konzert dem Motto von SOVIE treu ist: Nämlich das „anders Sein“ als etwas gänzlich Normales zu feiern.
Klangkollektiv der klangvollen Namen
Wer nun einen Bezug der Interpretin oder Interpreten zu Italien vermutet, weil schließlich „Vivo Y Ritmico“ auf dem Apennin für „lebendig und rhythmisch“ steht, denkt allerdings nur bedingt in die richtige Richtung. Denn Claudia Góndola de Hackel hat ihre Wurzeln in Argentinien, ist dann aber hierzulande zu der bemerkens- und hörenswerten Querflötistin geworden, die nun seit Jahren nicht nur hier im Landkreis und unter Musikschülern ihre vielen Bewunderer hat. Was sich zumindest in einer Hinsicht auch auf das Programm dieses Konzertes auswirkte. Helmut Veihelmann darf allerdings ebenso als musikalischer Weltbürger gesehen werden, bedingt vor allem durch die Konzertreisen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, in dem er lange Jahre erster Cellist war. Und grenzüberschreitend wirkt auch Klarinettist Markus Renhart, in Salzburg und Wien ausgebildet, der sich unter anderem mit Akkordeonistin Michaela Bauer als „Bayerisch Österreichischer Feinklang“ mit Leidenschaft und Herz der Weltmusik verschreibt. Weshalb sich dann auch der Gitarrist, Komponist und Musikpädagoge Peter Hackel bestens in dieses Kollektiv einreiht, ist er doch bei Mozart ebenso zu Hause wie in der Tango-Familie eines Piazzolla.
Über den Tellerrand geschaut
Es wurden also keine Schubladen aufgemacht an diesem vorweihnachtlichen Abend. Vielmehr erinnerte dieses Klangkollektiv auf eindrucksvoll hörenswerte Weise daran, dass Weihnachten nicht bedeuten muss, den immer gleichen Liedern zu lauschen. Dass es um Stimmungen geht, um Gefühle. Wie sie zum Beispiel Tangos hervorrufen können, nachdem man ein Divertimento Mozarts mit Flöte, Klarinette und Cello gehört hat. Unter ihnen auch der legendäre „El Choclo“, also der etwas zweideutige „Maiskolben“. Der sich so gar nicht überraschend bestens mit den süßer nie klingenden Glocken vertrug, die in der Folge in den „Christmas-Variationen“ herauszuhören waren, weitergeführt von einem Spaziergang von Gitarre und Cello durch das musikalische Granada des spanischen Komponisten und Pianisten Isaac Albéniz; und einer der „Danzas españolas“ Enrique Granados und einem geradezu melancholisch stimmenden Walzer von Tschaikowski.
Schlussakkord
Es war wohl ein Zufall, dass der Komponist eines der letzten Stücke dieses festlichen Konzertes dann ein Josef Holzer war. Kein Zufall ist hingegen gewesen, dass dieser Dirigent und Komponist als Jude nach Österreichs Anschluss an Hitler-Deutschland ins Visier der Nationalsozialisten geriet. Ein millionenfach geteiltes Schicksal, das auch heute noch zu einem Dialog führen sollte, wie ihn die Blasinstrumente in Holzers bekanntesten Stück so stilvoll demonstrieren. Vielleicht dann so wunderbar stimmungsvoll endend wie dieses Konzert mit „Christmas-Tango“ und Worten des Vorstandsmitglieds und Impresarios von SOVIE, Bodo Gsedl. Der daran erinnerte, dass diese Konzerte zwar auch der Erbauung dienen, vor allem aber eine Mahnung sein sollen, jene Menschen nicht aus dem Sichtfeld zu verlieren, die Unterstützung und Hilfe benötigen. Wobei nicht an die Bewältigung von Wohlstandsproblemen gedacht sei. Was einfach nicht oft genug gesagt werden kann. Nicht nur zur Weihnachtszeit. PET
Besetzung:
Claudia Góndola de Hackel (Flöte), Markus Renhart (Klarinette), Helmut Veihelmann (Cello), Peter Hackel (Gitarre)
Das festliche Weihnachtskonzert im Wasserschloss Taufkirchen bietet drei Tage vor dem heiligen Abend noch einmal die Chance, bei feinen barocken, klassischen und weihnachtlichen Klängen sowie Musik aus Spanien und Argentinien innezuhalten. Es musiziert das Klangkollektiv Erding in verschiedenen Besetzungen vom Duo bis zum Quartett mit Werken von Marin Marais, Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Kreutzer, Isaac Albéniz, Enrique Grandados, u. a.. Das Konzert wird in Kooperation mit dem Kulturverein Landkreis Erding e.V. veranstaltet und ist eine Veranstaltung im Jubiläumsprogramm der 30. Bairischen Weihnacht am Samstag, 14. Dezember, 20.00 Uhr, in der Erdinger Stadthalle.
Und auch bei Sovies Abschlusskonzert des Jahres 2019 wird dringend angeraten Sitzplätze zu reservieren!!!